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Sarek Winterdurchquerung mit Ski
eiseskälte, polarlichter und große einsamkeit
Nachdem Puretreks 2013 erfolgreich Island mit Ski im Winter durchquert hatte, war für Frühjahr 2017 eine Neuauflage geplant. Schnell war die Gruppe ausgebucht und so fieberten alle gemeinsam der Expeditionsreise entgegen.
Doch der Klimawandel hat anscheinend auch Auswirkungen auf die Winter in Skandinavien: Fast täglich verfolgten wir den isländischen Wetterbericht und der verhieß nichts Gutes. Kaum Schneefall und wenn es einmal geschneit hatte, folgte wenig später ein Wärmeeinbruch und ließ das Wenige an Schnee in Island dahinschmelzen.
Einige Wochen vor Tourstart mussten wir dann eine definitive Entscheidung treffen und daher die Islanddurchquerung absagen. Als Alternative hatten wir dafür eine kaum weniger anspruchsvolle Durchquerung des Sarek Nationalparks in Lappland (Nordschweden) ins Auge gefasst und die Teilnehmer waren glücklicherweise mit der Planänderung einverstanden.
So traf sich die Gruppe dann in der zweiten Februarhälfte am Frankfurter Flughafen mit Unmengen Gepäck, Skiausrüstung und den Pulkaschlitten, die uns in den nächsten Wochen für den Transport im Schnee dienen sollten. Von Stockholm ging dann weiter im gemütlichen Nachtzug bis nach Lappland. Dort kamen wir am morgen an und dann ging es nochmal ein paar Stunden per Bus durch verschneite Landschaft bis zu unserem Startpunkt, der STF Hütte in Kvikkjokk.
In der Fjällstation hieß es dann die Unmengen an Proviant, Ausrüstung, Zelte etc. aufzuteilen und die Pulkas zu packen, bevor wir uns mit einem leckeren Abendessen für den Start der Reise nochmal stärkten.
Bei Sonnenschein ging es dann am nächsten Morgen los. Zunächst steil hinauf auf dem Kungsleden, den wir aber schon nach einigen Stunden verlassen würden. Unser erstes Camp lag auf einer kleinen Insel zwischen zwei Seen und die Nachmittagssonne plus Windstille gestalteten das Aufbauen der Zelte einfach. Unser Ziel war es, die Baumgrenze möglichst schnell zu verlassen und dafür wollten wir hinauf zu einer Samensiedlung, wo es sicher einige Schneemobilspuren hin geben müsste. Doch wir fanden keine und das Gelände war so verblockt und dicht bewaldet, dass wir uns für eine Routenänderung entscheiden mussten.
Der Plan war nun, einem Fluss Nordwestwärts zu folgen und so langsam die Baumgrenze zu erreichen, bevor es in die Hochtäler des Sarek gehen würde. Doch auch im äußersten Norden Schwedens spielte das Klima in den Wochen zuvor verrückt: Es gab Wärmeeinbrüche und Plusgrade, wo normalerweise dicke Minusgrade sind. So war der Fluss teilweise nicht zugefroren und wenn man dann auf dem Eis ging und das Rauschen des Wassers unter sich hören konnte, nicht gerade ein vertrauenserweckendes Zeichen!
Zum Glück entdeckten wir eine schwache Schneemobilspur, der wir folgen konnten. Wenn ein Schneemobil nicht einbricht, sollten wir da doch auch hinüberkommen… Doch bog die Spur teilweise in den dichten Wald ab, ging steil über mehr als einen Meter hohe Felsen und im wilden Zickzack durch die Bäume. Ohne viele PS und nur mit Menschenkraft war es eine knallharte Arbeit und wir mussten teilweise um jeden Meter hart kämpfen, die Pulkas fielen ständig um oder rutschten in Löcher, wo sie mühsam hinausgezerrt werden mussten.
Das Vorwärtskommen war deutlich schwerer als gedacht und wir schafften die ersten Tage kaum zehn Kilometer pro Tag – so wird das nichts mit unserem Zeitplan und einer Durchquerung des Sarek! Dann nach dem vierten Tag erreichten wir endlich die Baumgrenze und konnten das erste Mal wirklich geradeaus mit Ski und Pulkaschlitten wandern. Die Landschaft veränderte sich, die Schneemassen wurden hier oben mehr und mehr und der Ausblick auf die grandiosen Berge entschädigte für alle Mühen. Kaum, nachdem wir „oben“ in den Hochtälern des Sarek angekommen waren, verwöhnte uns dann der Wettergott mit tagelangem wolkenlosen Himmel. Das war natürlich herrlich zur Navigation und auch für die Fotografen in der Gruppe. Nur waren die Temperaturen entsprechend kalt, die meisten Nächte weit unter minus Zwanzig Grad und sogar einen Tag kletterte das Thermometer nicht über minus 18° Grad!!!
Die Nächte waren sensationell, denn wir hatten fünf Tage lang Polarlichter und so standen alle nach dem Abendessen Draußen und fotografierten so lange, bis die Finger fast erfroren waren oder die Kamera-Akkus einfach schlapp machten wegen der großen Kälte.
Währen der ersten neun Tage begegneten wir keinem einzigen Menschen und sahen nur wenige Tiere wie einen Vielfraß oder Schneehühner. Erst im Haupt-Tal, was die meisten Wanderer während einer Sarek Wintertour nutzen, trafen wir eine finnische Wandergruppe, die in Richtung Süden unterwegs waren. Dann ging es langsam hinaus aus den Hochtälern des Sarek und mit kleinen Birken, die am Wegesrand standen, erreichten wir wieder die Baumgrenze. Nun hieß es noch einmal einen Tag Skiwandern bis zur gemütlichen Akkastugan Hütte am See Akkajaure. Wir hatten die Hütte ganz für uns allein und einige nahmen sogar eine heiße Sauna mit Blick auf den zugefrorenen See. Am nächsten Morgen dann Endspurt, wo wir einige Stunden über den großen zugefrorenen See gehen mussten, bis wir unser ziel Ritsem erreichten.
Unser Team war müde, stolz und glücklich. Wir hatten eine wirklich anspruchsvolle Wintertour hinter uns, die Island sicher in nichts nachsteht. Und wir hatten riesiges Wetterglück, denn wer hat schon fünf Nächte hintereinander Polarlichter gesehen!
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