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Reiseblog: Apfelkuchen in Namibia
oder: einmal durch die Wüste für ein Stück Apple Pie
Vor vielen Jahren, als ich das erste Mal nach Namibia fuhr, führte mich der Weg nach Solitaire. Der Ort Solitaire, 1848 gegründet, ist auf jeder Karte verzeichnet und sozusagen Verkehrsknotenpunkt für alle Reisenden, die von Nord nach Süd bzw. Osten weiter möchten. Und eigentlich ist es gar kein richtiger Ort: Ein kleines Fleckchen mit wenigen Häusern, aktuell ungefähr 90 Einwohnern und vor allem einer Tankstelle.
Diese war für mich immer der Grund, hier zu halten. Volltanken und dabei im kleinen Lädchen ein kaltes Getränk kaufen. Schon einige Jahre zuvor landete der schottische Konditor Percy „Moose“ McGregor hier in Namibia und fing an, Apfelkuchen zu backen. Inmitten der staubigen Steppe am Rande der Wüste. Und sein „Apple Pie“ war großartig! So großartig, dass er es irgendwann in jeden Reiseführer schaffte als „bester Apfelkuchen in Namibia“ und von da an ging es steil bergauf mit seiner Apfelkuchenkarriere…
Als ich das erste Mal seinen Apfelkuchen aß, musste er noch im kleinen Tankstellenshop backen, einige Jahre später war er schon in einen größeren Laden umgezogen und erst vor kurzem eröffnete er ein richtiges Café gegenüber der Tankstelle und man sagt, dass er jeden Tag einige hundert! Portionen Apfelkuchen über die Theke reichte.
Auch in diesem Jahr führte mich die Reise Namibia Trekking pur wieder nach Solitaire. Nicht auf direktem Weg, eher das Gegenteil, denn ich durchquerte mit einer Wandergruppe die Namibwüste von der Skelettküste aus und so standen zwischen uns und dem ersehnten Apfelkuchen ca. einhundert Kilometer und viel Wüstensand. Schon am Anfang der Reise schwärmte ich der Gruppe von jenem köstlichen Apfelkuchen vor, am besten frisch aus dem Ofen auf den Teller und gleich warm gegessen… Obwohl wir weiß Gott keinen Verzicht üben mussten auf unserer Wanderung – es gab Barbecue, südafrikanischen Wein und kühles Bier – war der Apfelkuchen in Solitaire jeden Tag ein großes Gesprächsthema.
Und dann hatten wir die Wanderung geschafft, der Transfer nach Rostock Ritz sollte uns via Solitaire führen und so stand dem verdienten Apple Pie nichts mehr im Weg.
Wir kamen früh an, gingen sofort in die Bäckerei und fanden dort den berühmten Apfelkuchen … aber leider nicht seinen „Erfinder“ Moose. Der Kuchen hatte in berühmt gemacht – und nun sogar überlebt. Percy „Moose“ McGregor starb am 18. Januar 2014 an den Folgen eines Herzinfarktes.
Moose war ein Original, genauso wie seine Desert Bakery. Er machte Solitaire erst zu dem, was es heute ist und deshalb ist sein hübsch geschmücktes Grab keine 50 Meter von seiner Bäckerei entfernt zu finden. Den Apfelkuchen wird es auch in Zukunft geben. Die Reisenden werden sich darüber freuen und Moose wird es mit seinem typischen Lächeln von oben begleiten.
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